© NZZ am Sonntag; 04.10.2009; Nummer 40; Seite 57
Tipps (ti)
Bühne
Gesttttttotter


Stottern und Poltern. Ein Sprechkonzert.
Text, Komposition: Guy Krneta, Christian Zehnder. Regie: Ursina Greuel.
Ke . . . [Pause] kkkkkk . . . Ke . . . Ke . . . [Stopp]. [Neustart]. Kennen Sie diese Situation, diese vermaledeite, in denen die Wörter streiken? Sich erst aus dem Mund trauen, wenn sie sich unbeobachtet fühlen und alles schon zu spät ist? Dann werden Sie sich von Guy Krneta, Dramatiker und Spoken-Word-Artist aus Basel, verstanden fühlen. Mit Empathie und Humor schrieb er ein Stück über das Stottern, über diese grausamen Momente des ungewollten Stockens und Stillseins. Aus der Not machte er eine Tugend und lässt die zwei Schauspieler, begleitet von einem Kontrabassisten und einer Schlagzeugerin, beim Stottern in rhythmisch-musikalische Sphären abheben. Wenn es dem einen die Sprache verschlägt, versuchen sich die anderen in Ratespielen, um das Wort zu finden, das abhandengekommen ist. Oder sie erzählen Stotterer-Witze, und man lacht mit einem guten Gewissen darüber, weil man schon lange für die Stotterer Partei ergriffen hat. Das ist gut und schön, und die Sprachbilder erfreuen. Doch das Spiel mit dem Gestotter erschöpft sich und hinterlässt das Gefühl, dass man noch mehr aus dem Thema hätte herausholen können. (mid.)
Musikalisch dem Wort auf der Spur.