züritipp (Tages-Anzeiger); 11.04.2013; Seite 27
Bühne
single des tages
Mäuse mit Auslauf
Zwei durchgeknallte Partymäuse taumeln durch die Nacht. Und finden das Nichts.
von Christioph Fellmann
Theater Sie möchte mal so richtig «düregheie». Abstürzen, zusammenbrechen, was auch immer, einfach ihre Existenz spüren. So sagt es «Mäuschen», die ihre beste Freundin «Maus» nennt, und umgekehrt. Nur, dummerweise hat sie einen «Chopf, wo miir immer i Rügge fallt». Mäuschen denkt viel zu viel und spricht es auch aus. Kurzum, sie labert, und Maus labert zurück. So geht das in «Single des Tages», dem neuen Stück des Berners Guy Krneta, benannt nach der beliebten Rubrik im «Blick am Abend». So geht das einen Abend und eine Nacht lang, mit Anrufen auf wildfremde Handys, mit verzweifelten Streifzügen durch Treppenhäuser auf der Suche nach dem angegebenen Namensschild, mit Resten von Spargelbrötchen und viel Alkohol. Und, das ist grossartig.
Diesem hochnotkomischen Trip stülpt Guy Krneta einen Plot über, der Sex-und-Crime-Geschichten aus dem «Blick am Abend» zwar angemessen schrill verknüpft, der dem Theaterabend aber auch Schwung und Street Credibility nimmt. Die kehrt immer dann zurück, wenn Newa Grawit und Pema Shitsetsang als die zwei jungen Partymäuse streitsüchtig, exaltiert und schwer taumelnd ihren Dummsprech in die Nacht ballern. Nicht nur virtuos, sondern auch immer wieder ergreifend. Man spürt ihn auch im Publikum, den Würgegriff der Leere, dem die zwei Mädchen, so laut sie können, davonrennen. Und Ursina Greuel, die den Abend für die Matterhorn Produktion inszeniert hat, lässt ihren Hauptdarstellerinnen den nötigen Auslauf.
Auf dem Tisch, unter dem Tisch:
Wo ist das Leben?
weisser wind
oberdorfstr. 20 www.weisserwind.ch
Do, Di, Mi 20 Uhr Bis 25. 4.Eintritt 35 / 18 Franken