Schweizer Feuilletondienst, gefunden bei DRS 3: Samstag, 5.4.2008, 16:25 Uhr

Krach am Käse-Topf

In der Basler «Gare du Nord» ist die «Fondue-Oper» von Guy Krneta und Till Löffler uraufgeführt worden. Das vergnügliche Stück dreht sich um das Verhältnis von Schweizern und Deutschen. Immer wieder - nicht nur bei Fussball-Länderspielen - kommen sie hoch, die Ressentiments vieler Schweizer gegen die Deutschen. Das problematische Verhältnis zwischen uns und unseren nördlichen Nachbarn ist nun zum Thema einer Oper geworden, der «Fondue-Oper» mit einem Libretto des Schweizer Autors Guy Krneta und Musik des Komponisten und Theatermusikers Till Löffler. Denkschablonen verkörpert Krneta lässt in einer Schweizer Beiz fünf unterschiedliche Figuren zusammentreffen und führt an ihnen Denkschablonen, gegenseitige Vorurteile und unterschiedliche Einstellungen zu Mundart und Hochdeutsch vor. Die Serviertochter Yvonne ist eine bodenständig redende Zürcherin. Der Lehrer Urs gibt sich betont deutschfreundlich und ist stolz darauf, dass an seiner Schule in «Standardsprache» unterrichtet wird. Ralf entspricht dem Bild des stets etwas zu lauten und zu vorlauten Germanen. Astrid wiederum ist eine überassimilierte Münchnerin, die ein teutonisch gefärbtes «Schwytzertütsch» spricht und versucht eine bessere Schweizerin zu sein als die Schweizer selbst. Später kommt die Sängerin Lesley dazu, eine Schweizer Weltbürgerin mit offensichtlich teilweise afrikanischen Wurzeln. Fondue wird zum Streitpunkt Beim Fondue kommen sie sich näher. Dabei wird reichlich Fendant und Schnaps konsumiert und der Alkohol tut schliesslich seine Wirkung: Ralf übergibt sich in der Toilette und Urs offenbart plötzlich antideutsche Ressentiments. Zuletzt geraten sich alle fünf in die Haare im Streit um die richtige Betonung von «Fondue» und «Caquelon». - Das ist nicht immer tiefschürfend, aber meist treffend und ausgesprochen witzig. Die Nase hört mit Die Regisseurin Ursina Greuel lässt pointiert, ja überpointiert spielen, ohne die Grenze zu Schwank und Klamauk zu überschreiten. Diskutabel ist allerdings ihre Entscheidung, echtes Fondue auf die Bühne zu bringen - und gegen Schluss anbrennen zu lassen. Die Nase hört eben mit in dieser Oper. Die «Fondue-Oper» wird im April in Basel und Zürich gezeigt und gastiert im November und Dezember in Luzern, Bern und Aarau. sfd/hael